Wann sollte ich als Träger eines künstlichen Gelenkes bei Zahnbehandlungen Antibiotika nehmen?

Gesunde Zähne sind wichtig. Für Menschen, die ein künstliches Gelenk besitzen, kann der Besuch beim Zahnarzt zusätzliche Bedeutung haben: Bakterien, die an Zähnen oder Zahnfleisch zu finden sind, können sich in seltenen Fällen über die Blutbahn durch den Körper verbreiten und sich an einem Kunstgelenk anlagern. Das kann dann eventuell zu weit größeren Problemen führen, als die Zahnbeschwerden selbst. Deshalb wurden, in Anlehnung an die Richtlinien der American Dental Association und der American Academy of Orthopaedic Surgeons, die folgenden Verhaltensempfehlungen zusammengestellt für Menschen, die ein künstliches Gelenk in sich tragen und bei denen eine Zahnbehandlung ansteht. Da es relativ wenig wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema gibt, handelt es sich im Folgenden nur um allgemeine Empfehlungen. Ihr Zahnarzt und Ihr Orthopäde werden im Einzelfall die persönliche Vorgehensweise und ggf. Behandlung für Sie zusammenstellen.

Wann brauchen Sie Antibiotika zur Vorbeugung?

Bei den meisten Zahnbehandlungen benötigen Sie keine Antibiotika. Da Sie jedoch ein künstliches Gelenk besitzen, ist bei Ihnen die Gefahr einer durch Blut übertragenen Infektion größer als bei anderen Menschen. Wenn große Bakterienmengen im Spiel sind, wird daher bei bestimmten Zahnbehandlungen eine Antibiotikabehandlung empfohlen. Dies ist der Fall wenn:

Sie eine entzündliche Gelenkerkrankung haben, wie rheumatoide Arthritis oder systemischer Lupus erythematodes (seltene Art des entzündlichen Rheuma- Autoimmunkrankheit)

  • Ihr Immunsystem durch Krankheiten, Medikamente oder Bestrahlung geschwächt ist
  • Sie ein insulinpflichtiger Diabetiker (Typ I) sind
  • Sie Ihr künstliches Gelenk in den letzten zwei Jahren erhalten haben
  • Sie in Ihrem Gelenk schon früher einen Infekt hatten
  • Sie unterernährt oder fehlernährt sind
  • Sie an Hämophilie (Bluterkrankheit) leiden.

Welche Eingriffe bedürfen der Antibiotikabehandlung?

Bei den folgenden Zahnbehandlungen sollten Sie Antibiotika einnehmen:

  • Zahnextraktionen
  • Zahnfleischbehandlungen
  • Zahnimplantationen und Wiedereinsetzen ausgeschlagener Zähne
  • Wurzelbehandlungen oder -Operationen
  • Injektionen von lokalen Betäubungsmitteln in das Zahnfleisch
  • Zahnsteinbehandlung bei der Blutungen erwartet werden

Welche Antibiotika werden empfohlen?

Die folgenden vorbeugenden Antibiotika werden empfohlen:

  • Wenn Sie orale Antibiotika nehmen können und nicht allergisch auf Penicillin sind, sollten 2 Gramm Amoxicillin, Cefalexin oder Cefadroxil eine Stunde vor der Behandlung eingenommen werden
  • Wenn Sie keine oralen Medikamente einnehmen können und nicht allergisch auf Penicillin sind, 2 Gramm Ampicillin oder 1 Gramm Cefazolin als Injektion eine Stunde vor der Behandlung
  • Wenn Sie allergisch auf Penicillin sind, 600 Milligramm Clindamycin oral oder als Injektion eine Stunde vor der Behandlung.

Diese Empfehlungen sollen Ihren Ärzten und Zahnärzten helfen, Entscheidungen bezüglich der Antibiotikatherapie bei Zahnbehandlungen von Patienten mit künstlichen Gelenken zu treffen. Da es unmöglich ist, Empfehlungen für alle möglichen Situationen auszusprechen, handelt es sich hier nicht um eine Behandlungsrichtlinie sondern um allgemeine Empfehlungen, die nicht als Ersatz für die klinische Beurteilung durch den behandelnden Arzt und Zahnarzt dienen. Über den Einsatz von Antibiotika entscheiden immer die Behandler aufgrund ihrer jeweiligen Erfahrung und Einschätzung.